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Sonntag, 15 November 2015 15:26

7.-14.11.2015 - Fotoreise Venedig

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Mit nahezu sommerlichen Temperaturen empfängt uns Venedig bei unserer Fotoreise im November. Und so machen wir uns nach einer Begrüßungsrunde und Einführung in die Fotografie auf den Weg durch den Stadtteil Dorsoduro, um aus der Theorie erste praktische Übungen zu machen. Wer noch am Anfang der Fotografie steht, übt erst einmal manuelle Abläufe wie die Belichtung im Zusammenhang mit Zeit, Blende und ISO-Wert. Es soll das Verständnis dafür geweckt werden, dass am Anfang einer Aufnahme immer die Entscheidung steht, ob das Bild über die Öffnung der Blende oder über die Dauer der Zeit gestaltet wird, mit der das Licht auf den Sensor trifft.
Die erfahreneren Teilnehmer beschäftigen sich schon mit dem Suchen und Erkennen von Motiven und der Gestaltung des Bildes. Dabei zeigt wieder einmal, wer mit uns schon einmal oder mehrmals unterwegs war auf Fotoreisen oder Workshops. Da sitzen diese Grundkenntnisse weitgehend. Der lebendige und zu dieser Jahreszeit doch beschauliche Stadtteil Dorsoduro bietet ideale Möglichkeiten zum zügigen Umsetzen theoretischer Vorgaben.
Nach dem Ende unseres ausgiebigen Rundganges geben die Referenten einen Einblick in die Bildbearbeitung und -verwaltung. Dies ist wichtig, um den Überblick zu behalten und schon zu Beginn einer Reise einen geordneten  Arbeitsablauf zu sichern. Die Möglichkeiten der digitalen Bildbearbeitung bedeuten in der Fotografie einen Quantensprung gegenüber den früheren Gegebenheiten zu analogen Zeiten des Chemielabors. Ein Fotograf hat im digitalen Zeitalter in dem kleinen Kästchen namens Laptop tausende Bilder geordnet bei sich und kann zu jeder Tages- und Nachtzeit seine Bilder entwickeln und gestalten. Und zwar in so unterschiedlichen Nuancen, dass es immer wieder Freude macht, auf diese Weise seine Aufnahmen in einer zweiten kreativen Ebene zu gestalten.

manfred 600

Die Blaue Stunde lockt
Nach dem Motto „der frühe Vogel fängt den Wurm“ machen wir uns am nächsten Morgen schon eine Stunde vor Sonnenaufgang auf zur Accademiabrücke, um das mystische Licht der Blauen Stunde einzufangen. Das wird von den Kamerasensoren wesentlich kräftiger festgehalten als von unseren Augen bzw. Gehirnen. Jetzt haben wir den dichten Neben, der Venedig zu dieser Jahreszeit sein besonderes Flair gibt. Nur schemenhaft dringen die historischen Hausfassaden und Boote auf dem Canal Grande aus dem weißgrauen Schleier hervor. Wer bereits mit dem Agieren mit der Kamera vom Stativ vertraut ist, macht sich gleich auf die Suche nach der richtigen Einstellung für die ideale Langzeitbelichtung. Die Anfänger der Gruppe erhalten Unterstützung der Referenten.
Nach der Rückkehr in unser gemütliches Hotel gibt es erste einmal ein leckeres Frühstück und zum Nachtisch dann wieder Bildbearbeitung. Es darf nichts liegen bleiben, sondern soll sofort geordnet und bearbeitet werden. Damit behält man bei der Fülle der Eindrücke und Aufnahmen die Übersicht und bekommt von Mal zu Mal mehr Sicherheit in der „Laborarbeit“.
Am Nachmittag machen wir uns auf ins Ghetto, dem ehemaligen Judenviertel der Stadt. Der Stadtteil hat seinen eigenen Charakter und weist durch die Bauweise der Häuser auf Zweckmäßigkeit hin, bei dem nicht der Prunk des Stadtzentrums im Vordergrund steht.

Marcusplatz im magischen Licht
Auch am nächsten Morgen sind wir wieder weit vor Sonnenaufgang auf den Beinen Richtung Marcusplatz, dem legendären Kennzeichen Venedigs neben der Rialto-Brücke. Wieder beherrscht der Nebel die Szenerie, durch den sich die Lichter der Fassaden und Lampen Bahn brechen. Einzelne Menschen werden dabei in das Motiv eingebaut, die sich zu früher Stunde den Weg durch den dichten Schleier bahnen. Und dann werden Straßenfeger zu Protagonisten, die zu früher Stunde das feuchte Pflaster des Platzes vom Unrat des Vortages befreien.
Erst als das Tageslicht durch den grauen Vorhang schimmert, wird auch der mächtige Turm am anderen Ende des Platzes sichtbar. Einen markanten Kontrast zu den hellen Lampen bilden die warmen Lichter die aus den Türen der Bars dringen, die schon früh ihre Türen öffnen, um Leergut des Vortages zu entsorgen und neue Ware aufzunehmen.
Und wieder geht es danach zum Frühstücken ins Hotel und zur Bildbearbeitung, die vielen jetzt schon sicherer von der Hand geht. Am frühen Nachmittag sehen wir die ersten Ergebnisse bei der gemeinsamen Bildbesprechung, bei der die Teilnehmer Tipps bekommen, wie sie ihre Bilder künftig noch besser gestalten können. Dabei verweisen die Referenten bei ihrer „Kritik“ sowohl darauf, Regeln einzuhalten als auch mutig zu sein für Experimente und freie Gestaltung. Besondere Freude bereitet uns der neue 4K-Bildschirm, der die Bilder in ihrer ganzen Pracht zeigt.
Am Nachmittag gehen wir auf das äußere Ende unserer Insel nach Salute, das sich wieder in dichten Nebel hüllt. Nun wird schon einiges an Phantasie und Können gefordert, um bei diesen Bedingungen eindrucksvolle Bilder zu gestalten. Den richtigen Standort finden, die richtige Zeit und Perspektive… . Und immer die Vorstellung im Kopf haben: Wie sieht mein fertiges Bild an der Wand aus?
Am nächsten Tag erkunden wir eine Gegend, die sonst kaum von Touristen besucht wird. Abseits von den Hauptsehenswürdigkeiten widmen wir uns der Street- und Reportagenfotografie. Wir schlendern durch abgelegene, oft schmucklose Gassen und stille Plätze, die gerade wegen ihres morbiden Charmes interessante Motive sind für Fotografen. Wer genau hinzuschauen weiß, findet viele fotografische Kleinode.

Buntes Burano
Als wäre es abgesprochen, weicht der Nebel an nächsten Morgen langsam aber sicher, als wir uns auf den Weg machen auf die Fischerinsel Burano und die Glasinsel Murano. Auf dem Weg mit dem Vaporetto legen wird einen Zwischenaufenthalt auf der Friedhofsinsel ein, die unter einem leichten Nebelschleier und prachtvoll mit Blumen geschmückten Gräbern von Leben und Tod erzählt.
Wer bisher die Bilder der quitschbunten Häusern von Burano für übertrieben hielt, wird auf der kleinen Fischerinsel Zeuge der überwältigenden Farbenpracht. Lila, violett, pink, rosa, blau in alle Nuancen, Rot von leuchtend hell bis hinein in Brauntöne: hier bestimmt ein wahrer Farbenexzess die Szene. Motive in Hülle und Fülle. Auf dem Rückweg mit dem Vaporetto statten wir noch der legendären Glasinsel Murano einen Besuch hat, die durch das schleichende Sterben der Manufakturen an Attraktivität verloren hat. Das Ortsbild gibt jedoch nach wie vor gute Fotomotive ab.
Der Fischmarkt am frühen Morgen des vorletzten Tages unserer Reise ist der Reportagefotografie gewidmet. Jetzt gilt es genau hinzusehen und den richtigen Moment zu erwischen. Und dann sind da noch diese kräftig-mächtigen Möwen, die sich ihren Teil stibitzen wollen.
Am frühen Nachmittag veranstalten wir eine zweite gemeinsame Bildbesprechung, der gegen Abend die traditionelle Abschluss-Schau folgt, bei der eine Auswahl der besten Bilder aller Teilnehmer gezeigt werden.
Es geht wieder eine Venedig-Fotoreise zu Ende, die allen viele Eindrücke und Motive geliefert hat. Es war wieder einmal ein interessantes Gruppenerlebnis, von dem mancher zu einer weiteren Fotoreise motiviert wurde...



Fotos: Manfred Horender und Bernd Kupper

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