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Montag, 05 Juni 2017 21:51

20.-27.05.2017 Fotoreise Andalusien

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Zugegeben, es mag ein wenig schnöde klingen, aber ich denke wirklich an Spiegeleier. Und das auf der Fahrt von unserem wunderschönen Hotel in traumhafter andalusischer Landschaft in das legendäre, mit Superlativen verwöhnt-gekrönte Granada. 

 
So viel Geschichte und Kultur in der Luft, und dann die banalen Spiegeleier. Und genau die Luft ist es, die mich auf den schrägen Gedanken bringt. Diese unbarmherzige, mit Glut erfüllte Luft, bei der einem ein Haarföhn schon fast Abkühlung spenden könnte. Es herrschen 34 Grad im Schatten, was die 40 Grad im direkten Sonnenstrahlen weit übertrifft, wenn es sich nicht sogar den 50 Grad annähert.
 
Als ich vorhin kurz vor dem Einsteigen in unseren Kleinbus mit der Hand die Kühler(der Begriff ist wie Balsam)haube berührte, da fiel mir ein, dass man auf dem heißen Blech sicher Spiegeleier braten könnte. Ich hatte dies einmal gesehen in einem Film, der im Zweiten Weltkrieg in Nordafrika spielte. Und da es ein Dokumentarfilm war und Nordafrika praktisch nur einen Steinwurf weit entfernt liegt, würde es sicher klappen mit den Spiegeleiern.
 
Man könnte sagen, dass ich ein wenig vom Thema abgekommen bin. Das ist nicht der Fall, denn ich war noch gar nicht beim Thema. Es geht nämlich eigentlich um unsere Fotoreise nach Andalusien, bei der wir uns diesmal noch weiter dem Brenn(!!!)punkt Granada genähert haben. Ging es bei unseren bisherigen Reisen in den Süden Spaniens vor allem um die Semana Santa, die Heilige Woche vor Ostern, und um Landschaft-Fotografie zwischen Cordoba und Granada, so nehmen wir uns jetzt diese mystische Region mit ihren einzigartigen Bauwerken der Natur und von Menschenhand ins Visier.
 
Wo sich Christentum und Islam begegneten
 
Was die Natur angeht, so ist das bis zu dreieinhalbtausend Meter hohe, kolossale Gebirgsmassiv der Sierra Nevada ein wahres Monument der natürlichen Baukunst. Schneebeckt selbst im Sommer, bietet es einem von Menschen erdachten und vollendeten Kunstwerk eine eindrucksvolle Kulisse. Als wären sie seit Urzeiten für diesen gemeinsamen Auftritt gedacht gewesen, bieten sie dem Betrachter einen einzigartigen Blick, der Kultur, Natur und Religion miteinander vereint.
 
Für uns Fotografen natürlich ein ganz besonderer Leckerbissen, den wir von innen und außen und aus verschiedenen Perspektiven genießen werden. 
 
Mit einem Gang durch Granadas historischen Stadtteil Albaicin nehmen wir die Fährte auf zu guten Standorten, die uns spannende Perspektiven liefern soll. Schon beim „Aufstieg“ durch die engen Gassen der Ur-Stadt (die Spiegeleier sind vergessen und es steht jetzt der Wunsch nach kühlem Nass auf der Wunschliste) bieten sich Motive am laufenden Band. Eigentlich sind wir schon im ersten Weißen Dorf, für das Andalusien bekannt ist. Vom Platz vor der Nikolaikirche am ziemlich höchsten Punkt des Albaucins saugt sich unser der Blick förmlich an diese zauberhafte Kulisse. Mein Gott, bei Allah, ist das schön. Hier wo sich Christentum und der Islam begegneten, bekämpften und dennoch großes schufen. 
 
Die Alhambra ist noch heute Symbol für die 500jährige Herrschaft der Mauren über den Süden Spaniens. 1492 endete die Reconquista, die Rückeroberung der iberischen Halbinsel für das Christentum, mit der Kapitulation  des Herrschers Muhammad XII und der Übergabe an Königin Isabella I von Kastilien und König Ferdinand von Aragon, die „Katholischen Könige“.
 
Magisches Licht
 
Bis in die Blaue Stunde Hinwein genießen wir den Anblick der Alhambra. Wir spielen mit dem letzten Licht des Tages und freuen uns über den optischen Wandel nach dem Sonnenuntergang. Nun wird dieses Bauwerk - Festung, Burg und Ansammlung von Palästen zugleich - magisch angeleuchtet und bietet uns neue Eindrücke, die wir gegenständlich und auf impressionistische Weise auf unsere Sensoren bannen.
 
Jeden Morgen bietet uns die nahe Umgebung unseres Land-Hotels wunderbare Lichterspiele vor und nach dem Sonnenaufgang. Nach dem Frühstück machen wir uns an die Bildbearbeitung, die für den einen bereits Routine sind für die andere dagegen Neuland, das es zum erforschen gilt. Ist es für Neulinge ein Buch mit sieben Siegeln, so kommt Stunde für Stunde und Tag für Tag mehr Sicherheit in die Verwaltung und Bearbeitung der Bilder.
 
Die heiße Tagesmitte gehört der Siesta in unseren kühlen Zimmern. Kraft und Konzentration sammeln für den nachmittäglich Ausflug in die nahe und weitere Umgebung, in der wir uns in das träge Leben kleiner Dörfer mischen und die harmonische Geometrie der Weißen Dörfer in fotografische Grafik umwandeln.
 
Farben mit vielen Nuancen
 
In den Ausläufern der Sierra Nevada fahren wir gegen das plastische Abendlicht, das uns ein Kaleidoskop an Farben von beige, gelb, braun, rot, grau und vielen Zwischentönen spendet. Zur Tagesmitte hätte dieser Landstrich kaum interessantes zu bieten für die Fotografie. Jetzt aber reflektiert das warme Licht des Abends die Farben von Gestein, Erde und Feldern gegen das Grau, Blau und Weiß des Himmels.
 
Und dann kehren wir zurück nach Granada und die Alhambra. Jetzt betrachten wir das Innere der prachtvollen Bauten und Gärten. Stativ und Blitzlicht sind verboten. Gut dass man mit modernen Digitalkameras auch bei spärlichem Licht gute Ergebnisse erzielt. nun wird deutlich, mit welcher Sorgfalt und Liebe zum Detail an diesen riesigen Gebäuden bis ins kleinste Detail gearbeitet wurde. Fotografen bieten sich unzählige Motive von der präzisen Wiedergabe von baulichen Details bis hin zur Lichtmalerei, die Bewegung in stehende Bilder zaubert. Die baulichen Details und Verzierungen laden ein zum Experimentieren und zu abstrakten Wandlungen.
 
Am Ende sind sich die Teilnehmer der Reise aus Deutschland, der Schweiz und Luxemburg einig: Wir haben eine intensive Woche erlebt und kehren mit starken Eindrücken zurück nach Hause, von den wir viele gekonnt im Bild festgehalten haben. 
 
Und das mit den Spiegeleiern…, vergessen wir´s (aber irgendwann probier´ ich´s doch noch einmal aus)

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