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Sonntag, 15 März 2015 18:02

7. - 14.3.2015 Lappland

Geschrieben von  Manfred Horender

Die Fahrt von unsrer kleinen Insel Sommarøy am Meer die die Weiten Lapplands wird von einem Hauch Abenteuer begleitet. Schneewehen auf der schmalen, glatten Straße, starker Seitenwind mit „horizontalem“ Schneefall fordern den Fahrern unserer zwei Busse alle Konzentration ab. Teilweise sehen wir nur „weiß auf weiß“ und sind dem gefürchteten Whiteout nicht weit entfernt.

Boten die steilen Berge und Fjorde in Troms noch gute Orientierung, so spüren wir jetzt die „flache Unendlichkeit“. Es zahlt sich aus, dass wir schon früh in Sommarøy gestartet sind, um Zeitreserven zu haben für die Launen des Wetters im hohen Norden. Ein kurzer Zwischenstop in einer schlichten Raststätte sorgt für Entspannung und Erholung….

Eines kann man sich hier jedenfalls nicht: Verfahren. Es geht immer gerade aus, manchmal über Hügel, dann wieder Kilometer lang auf flachem Terrain.

Mit dem Hotel „Hettan Mayatalo“ in Hetta erwartet uns genau das, was bei uns während der anstrengenden Fahrt ganz oben auf unserer Wunschliste stand. Die Anlage mit dem roten Stammhaus in der Mitte und einigen angrenzenden Gebäuden ist skandinavische Gemütlichkeit pur. Wir spüren sofort: Hier werden wir uns in der letzten Woche unserer dreiteiligen winterlichen Nordreise wohl fühlen.

Nach einem erholsamen Schlaf in seidenreiner Luft erkunden wir am nächsten Tag erst einmal Hetta. Das Dorf ist nach unserem Gespür eher eine Ansammlung weit auseinander liegender Häuser. Besonders der nahe See zieht uns an und bietet uns viele Perspektiven und grafische Elemente. Zwischendurch ein wenig Reportage, als zwei Männer zwei Kessel Wasser auf einem Schlitten zur Sauna an der Uferböschung ziehen.

- Neu „eintackten“

Gelassenheit bestimmt hier den Rhythmus. Wer schon die ersten beiden Wochen auf den Lofoten und Tromsø dabei war, nimmt gleich den Gang der Zeit auf. Die „Vier Neuen“ müssen sich erst einmal „eintackten“. Es ist nicht verwunderlich, dass die Buchempfehlung „Die Entdeckung der Langsamkeit“ genannt wird. Mit einem langsamen Aufstieg auf eine Anhöhe bringen wir unserem Kreislauf ein wenig in Schwung, was wiederum ein gute „Heizung“ gegen den steifen Wind abgibt…

Nach einem kräftigen Abendessen verwöhnt uns schon am späten Abend ein Polarlicht. Einen guten Standort finden wir direkt auf der Rückseite des Hotels. Bequemer geht´s nicht…

Die Szene, die wir zuvor in einem packenden Dokumentarfilm gesehen haben, wollen wir am nächsten Tag persönlich erleben und die Landschaft mit unseren Kameras ablichten. Wir fahren nach Näkkälä, einer Rentierzüchter-Siedlung nördlich von Hetta und treffen uns mit Taiina und Samuel. Er Same aus Näkkäla, sie Finnin aus dem Süden.

Mit zwei kraftstrotzenden Motorschlitten ziehen die beiden uns auf zwei Schlitten durch eine wunderbare Schneelandschaft. Hügel, Birken und kleine Seen prägen die „ skurril-verwunsche“ Landschaft. Nach einer Stunde erreichen wir eine Hütte an der ebenen, weißen Fläche eines zugefrorenen Sees.

Bei einem Anstieg auf eine Anhöhe mit weitem Blick bläst uns ein steifer, kalter Wind in´s Gesicht. Wir fühlen uns gefordert, das schemenhafte Schneetreiben in seiner tänzerischen, huschenden Bewegung im Bild fest zu halten. Eine ganz neue Herausforderung. Das Licht muss im richtigem Winkel stehen, Zeit und Perspektive müssen stimmen…

- Zu grün kommt rot

Nachts beim Hotel erleben wir ein weiteres Polarlicht um Mitternacht. Neben den Grün- flackern jetzt auch Rottöne auf. Das steigert das Erlebnis gegenüber der „Vorführung“ der vergangenen Nacht.

Und es gibt noch eine Steigerung drei Nächte später auf einer ausgeprägten Anhöhe einige Kilometer von Hetta entfernt. Obwohl die Voraussagen schlecht sind und die Intensität bei „Null“ liegt. Wir hatten keine Chance und haben sie genutzt. Die Natur lässt sich eben nicht rational bewerten…

Obwohl wir am nächsten Tag früh die Rückfahrt Richtung Lofoten antreten wollen, folgen wir der Verlockung auf ein besonders gutes Polarlicht. Und wir werden belohnt: Dieses Lichterspiel auf dem Berg in totaler Dunkelheit setzt uns in Erstaunen und Verzückung. Nach zweieinhalb Stunden des Wartens erleben wir den Höhepunkt des Schauspiels in einer Intensität, die uns im wahrsten Sinne des Wortes die Sprache verschlägt.

Ich könnte allein über unsere Woche in dem kleinen Flecken in Lappland ein Büchlein schreiben,- über diese Pracht. Ich will es jedoch erst einmal bei diesen Zeilen belassen und zum Schluss erwähnen, dass wir auch bei einer Hundeschlittenfahrt in die Natur eingetaucht sind, Kautokeino, der „Hauptstadt Lapplands“, einen Besuch abstatteten, eine Schneeschuhwanderung über den See gemacht haben und uns an den strahlenden Augen von Schulkindern erfreuten, die ihren Unterricht mit der Gestaltung von Skulpturen verbrachten. Natürlich aus Eis und Schnee…

Für viele von uns ist gewiss: Sie werden wieder kommen in diese Welt. Und in unser gemütliches Hotel „Hettan Matalayo“, von dem uns die junge Chefin Tiina herzlich verabschiedet…